„Ich möchte eine Kultur der Zusammenarbeit fördern“

Interview mit Christopher Jakob, Referent für Engagementförderung und Ehrenamtsentwicklung im Bistum Speyer

Speyer. Christopher Jakob ist 38 Jahre alt und seit vergangenem Jahr Referent für Männer- und queersensible Pastoral im Bistum Speyer. Seit dem 1. Februar ist er zusätzlich Referent für Engagementförderung und Ehrenamtsentwicklung. Christopher Jakob hat in Mainz Katholische Theologie (Diplom) sowie Katholische Religionslehre, Geschichte und Bildungswissenschaften (Bachelor of Education) studiert. Vor seiner Arbeit für das Bistum Speyer war er fünf Jahre am „Institut für Katholische Theologie und ihre Didaktik“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig. Im Interview erzählt Christopher Jakob von seinen ersten drei Monaten im neuen Amt, seinen Aufgaben und Visionen.

Christopher Jakob © Bistum Speyer 

Was bedeutet Ehrenamt für Sie persönlich?

Grundsätzlich würde ich sagen, Ehrenamt bedeutet, dass jemand freiwillig eine Aufgabe übernimmt, dafür Verantwortung trägt und von außen auch das Vertrauen erhält, eigenständig arbeiten zu können. Das sollte auf jeden Fall gewürdigt werden, weil es keine Selbstverständlichkeit ist, dass Ehrenamtliche ihre Zeit und Ressourcen einbringen und sich mit Leidenschaft für eine Sache engagieren.

Sie sind jetzt für die Ehrenamtsentwicklung im Bistum zuständig. Wie möchten Sie Ihre neue Aufgabe mit Leben füllen?

Mein Ziel ist es, ein zeitgemäßes Verständnis von Ehrenamt zu entwickeln und entsprechende Angebote dafür zu schaffen. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Menschen ihre individuellen Fähigkeiten im Ehrenamt bestmöglich entfalten können. Auf dieser Grundlage hoffe ich, das Engagement der Menschen in unserem Bistum weitreichend zu stärken. Ich habe unter anderem vor, eine zentrale Netzwerkstelle als Anlaufpunkt für Beratung und Austausch zu schaffen, an die sich Ehrenamtliche wenden können. Dort sollen sowohl individuelle Ideen als auch strukturelle Fragen ihren Platz finden. Letztlich ist für mich aber klar, dass dies auf der organisatorischen Ebene in enger Zusammenarbeit mit dem Caritasverband, der evangelischen Kirche und außerkirchlichen Organisationen geschehen sollte.

Was sind Ihre neuen Aufgaben?

Meine Stelle ist der Stabsstelle für Innovation und Transformation zugeordnet. Es geht daher vorrangig darum, neue und innovative Wege ehrenamtlichen Engagements zu erproben – etwa projektbezogen, digital oder spirituell motiviert. Wir wollen als Stabsstelle den Raum öffnen für Menschen, die Kirche mitgestalten möchten, auch jenseits etablierter Formate. Zusammengefasst besteht meine Aufgabe darin, Räume zu schaffen, in denen dies möglich ist.

Was hat Sie motiviert, mit Ehrenamtlichen zu arbeiten?

Ehrenamt ist eine tragende Säule der Gesellschaft. Gerade in der Kirche sehen wir, dass ganz viel aus ehrenamtlicher Motivation heraus geschieht. Gleichzeitig erlebe ich, dass der Einsatz der Ehrenamtlichen in der Realität meist als Selbstverständlichkeit angesehen wird und nicht als das, was das Ehrenamt ist: nämlich der freiwillige und unentgeltliche Einsatz für eine Sache. Aus diesem Grund finde ich es wichtig, dass die Ehrenamtlichen einen Fürsprecher im Bischöflichen Ordinariat haben, der für sie Partei ergreift und Diskussionen führt und begleitet.

Was kann man tun, um das Ehrenamt attraktiver zu gestalten? Haben Sie Vorschläge oder Ideen?

Es geht nicht darum, einfach zu sagen „Ich brauche das und suche jemanden, der das erledigt“, sondern vielmehr darum zu schauen, wer sich gerne engagieren möchte, welche Stärken die jeweiligen Personen haben und wie die vorhandenen Fähigkeiten bestmöglich zur Entfaltung gebracht werden können. Die Haltung sollte sein: „Ich bin offen für eure Ideen!“ Theologisch gesprochen: Es geht darum, das Charisma der Menschen zu erkennen und daraus Handeln zu ermöglichen. So verstehen wir von der Stabsstelle ehrenamtliches Engagement als Ausdruck geistlicher Berufung und als Möglichkeit, Kirche partizipativ zu gestalten.

Wie stellen Sie sicher, dass die Ehrenamtlichen gut auf die Arbeit oder die kommenden Aufgaben vorbereitet sind?

Mein Plan für die Zukunft ist es, regelmäßig verschiedene Basismodule rund um das Thema Ehrenamt anzubieten. Unter anderem soll es um Projektmanagement und die konkreten Rahmenbedingungen von Ehrenamt gehen. Dazu will ich auch Expert:innen von außerhalb der Kirche einladen, um von deren professioneller Expertise zu lernen. Die Ehrenamtlichen sollen so bestmöglich für ihre Tätigkeiten befähigt werden. Persönlich ist mir wichtig, dass auch der Umgang mit Rückschlägen thematisiert wird, damit die Ehrenamtlichen souverän damit umgehen können, wenn mal etwas nicht so läuft wie geplant.

Sind Sie in der Arbeit mit Ehrenamtlichen schon auf Herausforderungen gestoßen?

Was ich besonders spannend finde, ist, dass man Ehrenamt und Hauptamt in der katholischen Kirche nicht getrennt voneinander betrachten kann – beides bedingt sich gegenseitig. Es gibt viele Hauptamtliche, die sehr dankbar für die Unterstützung der Ehrenamtlichen sind. Allerdings gibt es auch einige Hauptamtliche, die sich im Umgang mit den Ehrenamtlichen vor dem Hintergrund der sich veränderten Kirchenlage schwertun. Ich sehe es so, dass die Aufgabe der Hauptamtlichen nicht mehr primär das Anleiten der Ehrenamtlichen sein kann, sondern vielmehr das Ermöglichen. Das verlangt eine neue Haltung – weg von Hierarchien hin zu echter Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Mein Ziel ist es, die beiden Gruppen gut ins Gespräch zu bringen, damit beide Seiten ihre Wünsche, Bedenken und Sorgen äußern können, ohne dass ein Ungleichgewicht entsteht. Ich möchte eine Kultur der Zusammenarbeit fördern, in der Haupt- und Ehrenamtliche gemeinsam Verantwortung übernehmen und voneinander lernen. In den kommenden Monaten liegt mein Fokus primär darauf, Brücken zu bauen – mit Dialogformaten, neuen Lernräumen und verlässlichen Strukturen, die Ehrenamt stärken und Innovation ermöglichen.

Weitere Angebote rund um Ehrenamt im Bistum Speyer

  1. Die Stabsstelle Innovation und Transformation
    Menschen, die sich mit ihren Ideen für eine zukunftsfähige Kirche engagieren möchten, finden in der Stabsstelle „Innovation und Transformation“ vielfältige Unterstützung: etwa durch Workshops, individuelle Beratung, Projektförderung oder die Vernetzung in Lerngemeinschaften.
    Ein zentraler Ort für Austausch und gemeinsames Lernen sind die Regionalgruppen, in denen innovative Ansätze für Kirche und Gesellschaft entwickelt und erprobt werden.
    Mehr Infos und Anmeldung: https://innovation-bistum-speyer.de/regionalgruppen/
     
  2. Der Fortbildungskalender der Hauptabteilung Seelsorge
    Im Fortbildungskalender finden ehrenamtlich Engagierte sowie Hauptamtliche in der Pastoral ein breitgefächertes Angebot an Kursen, Workshops und Qualifizierungen – von spiritueller Vertiefung über Prävention bis hin zu praktischen Themen wie Öffentlichkeitsarbeit oder Liturgie.
    Hier geht’s zum Kalender: https://www.bistum-speyer.de/seelsorge/
     
  3. Der Caritasverband für die Diözese Speyer
    Die Caritas bietet sowohl in ihren Einrichtungen und Diensten als auch in den kirchlichen Gemeinden der Diözese (Gemeindecaritas) viele Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement: von der Unterstützung von Menschen mit Behinderung oder schwerkranken und sterbenden Menschen bis zu Fahrdiensten oder der Mitarbeit in einer Cafeteria.
    Weitere Infos gibt es hier: https://www.caritas-speyer.de/ehrenamt
     
  4. Das Priester- und Pastoralseminar St. German
    Das Bischöfliche Priester- und Pastoralseminar St. German hat als Jahresthema „Es ist mir eine Ehre – Ehrenamt!“ festgelegt, und präsentiert in diesem Rahmen eine Reihe ausgewählter Vorträge und Impulse.
    Eine detaillierte Übersicht gibt es hier: https://usercontent.one/wp/www.priesterseminar-speyer.de/wp-content/uploads/2024/11/PS_Programm-2025.pdf?media=1745408107

Die Fragen stellte Elvisa Kadic.


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